Als zahlender Gast der ersten öffentlichen Filmvorführung im Jahr 1895 in Paris (vgl Pape, 2010) betrachtete man einen Film, bei dem es schwer fiel, die Brücke zwischen der stummen, farblosen und zweidimensionalen Abfolge von bewegten Bildern und dem realen Leben außerhalb des Vorführungssaales, der bunten, vertonten und räumlichen Wirklichkeit, zu schlagen. Schritt für Schritt hat sich der Film über die letzten Jahrzehnte an die optischen und akustischen Gegebenheiten der realen Welt adaptiert.
So wurde der Stummfilm gegen Ende der 1920er Jahre endgültig durch den Tonfilm abgelöst (vgl. Jost, 2009). Mitte der 1930er Jahre nahmen in einem weiteren Schritt die ersten abendfüllenden Farbfilme den Platz der bis dahin weit verbreiteten Schwarzweißfilme ein (vgl. Faulstich, 2005). Sowohl der Wandel von Stumm- zu Tonfilm als auch die Ablösung von Schwarzweiß- durch Farbfilm war stets mit Unwegsamkeiten verbunden, sodass der Übergang nicht kurzfristig, sondern über einen mehr oder weniger langen Zeitraum, einer Übergangsphase, erfolgte. Der Grund hierfür lag zum einen an technischen Problemstellungen, welche es zunächst zu lösen galt, zum anderen jedoch auch an der eingeschränkten Akzeptanz des Publikums, unter anderem bedingt durch Vorbehalte gegenüber den technischen Neuerungen.
Die Umsetzung des letzten Schrittes – die Überführung von 2D zu 3D – befindet sich nach der ersten Boomphase in den 1950er Jahren in seinem zweiten Anlauf (vgl. Wegener et al., 2012). Dabei werden große Anstrengungen unternommen, den Übergang von 2D zu 3D durch technologische Weiterentwicklungen grundsätzlich zu ermöglichen und darüber hinaus nachhaltig in der Gesellschaft in verschiedensten Anwendungsgebieten auch außerhalb des 3D-Kinos zu etablieren.
Die weitere Entwicklung innerhalb der nächsten Jahre nimmt eine entscheidende Rolle bei der Beantwortung der Fragestellung ein, inwiefern die Darbietung artifizieller Dreidimensionalität ein bedeutend größerer Teil des alltäglichen Lebens sein wird. Analog zu der Überführung von Stumm- zu Tonfilm in den 20ern und von Schwarzweiß- zu Farbfilm in den 30ern zeigt sich, dass der Übergang von 2D zu 3D nicht kurzfristig erfolgt, sondern innerhalb einer längeren Zeitspanne vonstatten geht. Wir befinden uns mitten in der Übergangsphase, in welcher Hürden überwunden werden müssen, um den endgültigen Durchbruch zu erzielen und somit die Vorteile von 3D in verschiedensten Situationen des Alltags, sei es in der Freizeit oder im Beruf, nutzen zu können. Hierfür ist es notwendig, insbesondere die Interaktion zwischen Mensch und Technologie als zentrales Thema notwendiger Forschungsarbeit aufzunehmen und zu verstehen.
Siehe auch
Quellen
- FAULSTICH, W. (2005): Filmgeschichte; Stuttgart; UTB GmbH
- JOST, K. (2009): Die Sprache der Stille: Eine Untersuchung zum Gebrauch der Stilmittel des Stummfilms in modernen Filmen; München; GRIN Verlag GmbH
- PAPE, A. C. (2010): Die Anfänge des Films (1895-1920): Ursprung, Wirkung und revolutionäre Bedeutung eines Massenmediums; München; GRIN Verlag GmbH
- WEGENER, C.; JOCKENHÖVEL, J.; GIBBON, M. (2012): 3D-Kino. Studien zur Rezeption und Akzeptanz; Wiesbaden; Springer Verlag für Sozialwissenschaften