Raumbeleuchtung

Beleuchtungskonzepte

Es gibt drei verschiedene Beleuchtungskonzepte:

  1. Raumbezogene Beleuchtung
  2. Arbeitsbereichsbezogene Beleuchtung
  3. Teilflächenbezogene Beleuchtung

Für ein geeignetes Beleuchtungskonzept sollten im Vorfeld folgende Fragen geklärt sein:

  • Welche Art von Arbeitsplätzen liegt vor und wie sind diese angeordnet?
  • Ist die Anordnung der Arbeitsplätze fest oder muss sie auf Dauer variierbar sein?
  • Wie individualisierbar sollte die Beleuchtung sein?
  • Welche Licht- und Raumwirkung ist gewünscht?

Raumbezogene Beleuchtung

Die raumbezogene Beleuchtung ist eine gleichmäßige Beleuchtung des ganzen Raumes. Sie schafft an allen Stellen gleich gute Sehbedingungen.

Die raumbezogene Beleuchtung ist also die Beleuchtung, welche für eine flexible, häufiger wechselnde Anordnung der Arbeitsplätze geeignet ist.

Diese Beleuchtung muss laut DIN EN 12464-1 auf jeden Fall realisiert werden, wenn die Lage der Arbeitsplätze zum Zeitpunkt der Planung noch unbekannt ist.

Die Anforderungen an die Beleuchtungsstärken und die Begrenzung der Direktblendung für Bildschirm- und Büroarbeitsplätze (siehe Gütemerkmale der Beleuchtung) müssen bei der raumbezogenen Beleuchtung für den kompletten Raum eingehalten werden.

Als Bewertungsfläche für die horizontale Beleuchtungsstärke (Eh = 500 lx) beispielsweise gilt die Fläche, welche 0,75 m über dem Boden liegt. Ein Randstreifen von 0,50 m Breite kann dabei vernachlässigt werden.

Arbeitsbereichsbezogene Beleuchtung

Eine arbeitsbereichsbezogene Beleuchtung ist angebracht, wenn verschiedene Arbeitsplätze in einem Raum unterschiedliche Seh- und Beleuchtungsanforderungen aufweisen. Dieses Beleuchtungskonzept setzt voraus, dass die Positionen der Arbeitsplätze und Arbeitsbereiche im Vorfeld genau bekannt sind.

Die arbeitsbereichsbezogene Beleuchtung bezieht sich auf einzelne Arbeitsbereiche und deren unmittelbarer Umgebung. Sie ist laut DIN EN 12464-1 eine Alternative zur raumbezogenen Beleuchtung.

Beispiel: Arbeitsbereich „Bildschirm- und Büroarbeit“

Alle Bereiche, in denen während der Bildschirmtätigkeit Sehaufgaben vorgenommen werden können, sind diesem Arbeitsbereich untergeordnet (Bedienen der Tastatur, Schreiben und Lesen, Telefonieren, etc).

Auch alle Sehaufgaben, welche bei einer ergonomischen dynamischen PC-Arbeit entstehen, zählen zum Arbeitsbereich „Bildschirm- und Büroarbeit“ (zurückgelehnte Sitzhaltung, stehende Arbeitshaltung, etc.).

Die Bewertungsfläche für die horizontale Beleuchtungsstärke im Arbeitsbereich setzt sich laut DIN 4543-1aus den projizierten Flächen der Arbeitsfläche und der Benutzerfläche des Bildschirmarbeitsplatzes in 0,75 m Höhe über dem Boden zusammen.

Die mittlere Beleuchtungsstärke (einschließlich Teilflächenbezogene Beleuchtung) dieses Arbeitsbereichs sollte mindestens 500 Lux betragen.

Teilflächenbezogene Beleuchtung

Die teilflächenbezogene Beleuchtung ist eine ergänzende Beleuchtung, welche Licht für einzelne Sehaufgaben zur Verfügung stellt. Zusätzlich dazu müssen laut DIN EN 12464-1 immer eine raum- oder arbeitsbereichsbezogene Beleuchtung vorhanden sein.

Bei der Arbeit mit kleinen Details ist das zusätzliche Licht einer teilflächenbezogenen Beleuchtung (z.B. Schreibtischleuchte) sehr gut geeignet. Helligkeit und Lichteinfall können nach Bedarf eingestellt werden.

Die mittlere Beleuchtungsstärke der Teilfläche sollte mindestens 750 Luxbetragen und sich von der Beleuchtung des Arbeitsbereiches „Bildschirm- und Büroarbeit“ und des Raumes deutlich abheben.

Zu Gunsten der Sehleistung ist darauf zu achten, dass zwischen kombinierten Beleuchtungskonzepten weiche Übergänge der Beleuchtungsstärken statt finden. So sollte eine Arbeitsplatzleuchte nicht ohne eine Raumbeleuchtung durch Tageslicht oder künstliches Licht betrieben werden.

Beleuchtungsarten

Je nach Lichtstromverteilung der Leuchten, wird zwischen drei Beleuchtungsarten, welche nach Bedarf und Anforderungen eingesetzt werden können, unterschieden.

  1. Direktbeleuchtung
  2. Indirektbeleuchtung
  3. Direkt-/Indirektbeleuchtung

Direktbeleuchtung

Wenn Leuchten ihr Licht direkt dahin lenken, wo es gebraucht wird (in den Raum und auf die Nutzebenen oder auf Plätze), dann beleuchten sie direkt.

Bei der Direktbeleuchtung sind oft hohe Kontraste zwischen den leuchtenden Flächen der Leuchte und der Decke vorzufinden. Denn auf Grund der Leuchtenart und -montage (oft Deckeneinbau- beziehungsweise Deckenanbauleuchten, Pendelleuchten oder Stehleuchten) fällt kein Licht direkt auf die Decke.

Um optimale Sehbedingungen zu erreichen, sind die richtige Positionierung der Leuchten zu den Arbeitsplätzen sowie eine geeignete Lichtstärkeverteilung dieser bei der direkten Beleuchtung besonders wichtig.

Zur Vermeidung bzw. Minimierung von Direkt- und Reflexblendung, sollten die Leuchten seitlich über dem Arbeitsplatz und mit der Lampenlängsachse parallel zur Blickrichtung angeordnet werden. Oberflächen von Arbeitsmitteln und Möbeln sollten matt bis seidenmatt sein (Siehe auch: Begrenzungen).

Für die Direktbeleuchtung sind Leuchten zu empfehlen, bei denen die Lichtaustrittsfläche groß ist und die eine relativ geringe, gleichmäßige Leuchtdichte haben (z.B. Leuchten mit lichtlenkenden beziehungsweise lichtstreuenden Abdeckungen). Leuchten mit tiefstrahlender Lichtstärkeverteilung sind für den Arbeitsplatz ungeeignet (zu starke und harte Schattenbildung, Brillenglasreflexionen bei Brillenträgern etc.). (Siehe auch: Schattigkeit)

Indirektbeleuchtung

Bei einer Indirektbeleuchtung wird der Lichtstrom der Leuchten an die Decke, an Wände oder andere Reflexionsflächen gelenkt und von dort dahin reflektiert, wo es gebraucht wird (Abb. 1)

Da indirektes Licht alleine zu einem diffusem Raumeindruck und schattenarmer Lichtsituation führen kann, wird indirekte Beleuchtung meistens nur in Kombination mit direkter Beleuchtung eingesetzt. Sie dient quasi der allgemeinen Raumhelligkeit und nicht gezielten Sehaufgaben.

Für eine ausreichende Helligkeit der indirekten Beleuchtung sind eine breitstrahlende Leuchten und ein hoher Reflexionsgrad von Decken und Wänden sinnvoll (weiße Wände). Auch ist darauf zu achten, dass keine Stellen mit hohen Leuchtdichten entstehen, so dass eine gleichmäßig helle Decke erzielt wird. Dadurch wird die Reflexblendung minimiert (Siehe auch: Begrenzungen).

Bei der Indirektbeleuchtung spielt die Anordnung der Arbeitsplätze eine untergeordnete Rolle. (Siehe auch: Beleuchtungskonzepte)

Abb. 1: Indirektbeleuchtung (nachgebaute Grafik nach Quelle: VBG. Hg. 2005. BGI 856: Beleuchtung im Büro.)

Abb. 1: Indirektbeleuchtung (nachgebaute Grafik nach Quelle: VBG. Hg. 2005. BGI 856: Beleuchtung im Büro.)

Direkt- und Indirektbeleuchtung

Bei einer Kombination aus direkter und indirekter Beleuchtung wird der Lichtstrom der Leuchten gleichzeitig direkt und indirekt in den Raum und auf die relevanten Arbeitsflächen gelenkt (Abb. 2). Bei dieser gemischten Beleuchtungsart ergänzen sich die Vorteile der Einzelbeleuchtungen, während die Nachteile verringert werden.

Für die kombinierte Direkt-/Indirektbeleuchtung können Leuchten mit ausschließlich direktem und ausschließlich indirektem Lichtaustritt zusammen in einem Raum eingesetzt werden.

Es gibt aber auch viele Leuchten, die direktes und indirektes Licht selbst kombinieren (z. B. abgependelte Deckenleuchten und Stehleuchten). Bei diesen Leuchten wirkt der Großteil des Lichtes indirekt, indem das Licht an Decke oder Wände gelenkt wird. Der verbleibende Lichtaustritt nach unten sorgt für direktes Licht.

Kombinierte Direkt- und Indirektbeleuchtung bewirkt durch ihr gutes Verhältnis von gerichtetem zu diffusem Licht eine angenehmere Schattigkeit als eine alleinige Direkt- oder Indirektbeleuchtung. Diese Beleuchtungsart ist für viele Sehanforderungen ideal.

Abb. 2: Direkt- und Indirektbeleuchtung (nachgebaute Grafik nach Quelle: VBG. Hg. 2005. BGI 856: Beleuchtung im Büro.)

Abb. 2: Direkt- und Indirektbeleuchtung (nachgebaute Grafik nach Quelle: VBG. Hg. 2005. BGI 856: Beleuchtung im Büro.)

Lichtmanagement-Systeme

Durch moderne Lichtmanagement-Systeme ist es heute möglich, die Beleuchtung an verschiedene Bereiche im Raum, Tätigkeiten und Sehaufgaben, Lichtstimmungen über Tages- und Jahreszeiten oder individuelle Anforderungen anzupassen.

Lichtmanagement-Systeme sind all jene, welche das starre Muster „ein oder aus“ durchbrechen. Dazu gehören elektronische Komponenten, die das Steuern und Regeln der Beleuchtung übernehmen und für bedarfsgerechtes Licht sorgen.

Abb. 3: Beispiel eines modernen Lichtmanagement-Systems von der Firma TRILUX (Quelle: http://www.trilux.com/de/kompetenz/anwendungsbereiche/professionelle-beleuchtung-im-gesundheitswesen/lichtmanagementsysteme/)

Abb. 3: Beispiel eines modernen Lichtmanagement-Systems von der Firma TRILUX (Quelle: http://www.trilux.com/de/kompetenz/anwendungsbereiche/professionelle-beleuchtung-im-gesundheitswesen/lichtmanagementsysteme/)

Es gibt Lichtmanagement-Systeme, welche programmierte Lichtszenen für unterschiedliche Tätigkeiten enthalten, wie zum Beispiel im Büro für „Schreibtischarbeit“, „Bildschirmarbeit“, „Besprechung“ oder „Präsentation“. Andere steuern die Beleuchtung anhand von Bewegungsmeldern in Abhängigkeit der Anwesenheit, beispielsweise durch sofortiges Einschalten, zeitversetztes Ausschalten oder Dimmen. Weitere Systeme realisieren eine tageslichtabhängige Regelung des Beleuchtungsniveaus durch Dimmen und/oder Teilabschaltungen. Dies geschieht über Lichtsensoren an einzelnen Leuchten, über Lichtsensoren im Raum oder über Außenlichtsensoren.

Regelung nach Helligkeit

Für ein optimales Beleuchtungsniveau kann die Beleuchtung je nach Helligkeit geregelt werden. Dafür messen Lichtsensoren die Beleuchtungsstärke des Tageslichts und/oder der künstlichen Beleuchtung und geben ein entsprechendes Signal zum Ein- oder Ausschalten, zum hellen oder dunklen Dimmen des Lichtes. Die Zielhelligkeit muss am Anfang programmiert werden.

Lichtsensoren sind ein essentielles Element von Lichtmanagement-Systemen. Sie werden häufig mit Bewegungsmeldern kombiniert.

Auch die Bildschirme von PCs, Tablets oder Smartphones haben heute oft die Fähigkeit, ihre Helligkeit automatisch der Umgebung anzupassen. Ist das nicht der Fall, sollte dies manuell erfolgen.

Regelung nach Tageslicht

Das modernste und intelligenteste Lichtmanagement-System ist das, was sich nach dem Tageslicht richtet. Ein solches System hat ein sehr großes Einsatzpotential (Abb.3).

Bei der Beleuchtung nach Tageslicht passt sich die künstliche Beleuchtung dem Tageslicht an.

Zusätzlich zum Beleuchtungsniveau kann auch die Farbtemperatur im Innenraum der des Tageslichtes im Außenraum angepasst werden. Somit wird der circadiane Rhythmus unterstützt und die Leistungsfähigkeit gesteigert. (Abb. 3 und 4)

Abb. 4: Beispiel für eine Tageslichtabhängige Beleuchtung (Quelle: Till Roenneberg, Institut für Medizinische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München)

Abb. 4: Beispiel für eine Tageslichtabhängige Beleuchtung (Quelle: Till Roenneberg, Institut für Medizinische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München)

Literatur

Baer, R.: Praktische Beleuchtungstechnik. 1. Auflage. Verlag Technik. Berlin. 1999

Hans, R.: Beleuchtungstechnik für Praktiker. 2. Auflage. VDE Verlag. Berlin und Offenbach. 1997

DIN EN 12464-1 „Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen“

www.licht.de

VBG. Hg. 2005. BGI 856: Beleuchtung im Büro.